Montag, 27. Februar 2012

Bayern zeigt im "Endspiel" die erhoffte Reaktion

München - Der FC Bayern München hat in seinem selbst ernannten "Endspiel" gegen den FC Schalke 04 die erhoffte Reaktion gezeigt. Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena schlug der zuletzt schwächelnde Rekordmeister die Gäste aus Gelsenkirchen mit 2:0 (1:0). Mann des Tages war der zweifache Torschütze Franck Ribéry, dessen Spielfreude kaum zu bremsen war.


Damit verbesserte sich der FC Bayern vorübergehend auf den zweiten Tabellenplatz und bleibt Titelverteidiger Borussia Dortmund auf den Fersen. Der BVB ließ am Abend gegen Hannover 96 beim hoch verdienten 3:1-Erfolg nichts anbrennen. Auch die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes hatte von Beginn an Feuer im Hintern, trat endlich wieder als verschworene Einheit auf. Besonders Ribéry  (Foto: Peter Kneffel, dpa), war überall, kurbelte das Angriffsspiel der Hausherren unentwegt an.

Er und seine Mitspieler hätten gegen überforderte Schalker noch höher gewinnen können oder müssen - ließen aber mitunter beste Möglichkeiten liegen. Sinnbild der ausgelassenen Chancen war Torjäger Mario Gomez, der zwei 100-prozentige Einschussmöglichkeiten liegen ließ. Gut für den Nationalspieler, dass sein Gegenüber Klaus-Jan Huntelaar ebenfalls glücklos agierte und in der gut organisierten Abwehr um Jerome Boateng und Holger Badstuber bestens aufgehoben war.

Die beste Gelegenheit für "Königsblau" - die den 1:1-Ausgleich bedeutet hätte - ließ Joel Matip aus, als er die Kugel freistehend vor Torhüter Manuel Neuer am Kasten der Bayern vorbeisetzte (47.). Kurz zuvor hatte Badstuber nach einem Eckball nur die Latte getroffen, Arjen Robben köpfte nach Matips Versuch im Gegenzug freistehend über das Gehäuse von Timo Hildebrand, der zum besten Schalker wurde.

Nach 90 relativ einseitigen Minuten hatten sich die zuletzt kriselnden Bayern mit dem verdienten 2:0-Sieg eindrucksvoll zurückgemeldet und reisen am kommenden Samstag mit neuem Selbstvertrauen an den Rhein zu Bayer Leverkusen. Und auch bei Bayer wird Ribéry vor Spielfreude nur so strotzen und - falls es sich ergibt - mit seinem Trainer abklatschen, am liebsten nach einem Treffer. Es wäre dann schon der elfte für ihn.

Samstag, 25. Februar 2012

Wenn der HSV den "Fohlen" ein Hindernis ist

Mönchengladbach - Das Freitagsspiel der 1. Fußball-Bundesliga hat keinen Sieger hervorgebracht. Borussia Mönchengladbach und der Hamburger SV teilten beim 1:1-Endstand verdient die Punkte. Während der HSV nach dem 1:1-Unentschieden gegen die Bayern den nächsten der "großen Vier" ärgerte, musste das Überraschungsteam der Saison im Meisterschaftsrennen mit einem Zähler leben.


"Wir können nicht in jedem Spiel den Gegner auseinandernehmen", kommentierte Mönchengladbachs Rechtsverteidiger Tony Jantschke, der mit seinen Nebenleuten in der Gladbacher Abwehr beim Ausgleich durch Tolgay Arslan nach einer Ecke kurz die Orientierung verloren hatte (56.). Für den knappen, aber verdienten 1:0-Vorsprung zur Pause für die Gastgeber hatte Mike Hanke (Foto: dpa) aus abseitsverdächtiger Position gesorgt.

"Der Treffer war abseits, aber es war schwer zu sehen. Ich habe in der Halbzeit gesagt, dass wir mehr können. Das haben wir in der zweiten Halbzeit gezeigt. Da haben wir uns super zusammengerissen und verdient das Unentschieden geholt", bilanzierte HSV-Trainer Thorsten Fink zufrieden. Und er hatte Recht, schließlich kam seine Mannschaft wie ausgewechselt aus der Kabine und diktierte im Borussia-Park das Geschehen.

54.049 Zuschauer sahen, dass die vor Wochen schon von vielen abgeschriebenen Nordlichter wieder in die Spur gefunden haben - und das trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Torjäger Mladen Petric. Doch auch der Kroate - der mit den Ersatzspielern auf der Bank Platz nahm - spendete ob der Leistung seiner Kollegen begeistert Applaus, klatschte sich hinterher mit ihnen ab. 

"Mit dem Punkt kann ich leben. Wir müssen das 1:1 akzeptieren", blieb der schweizerische Coach der Hausherren, Lucien Favre, gewohnt wortkarg. Zu sehr hatten ihn die ausgelassenen Chancen seiner Elf beschäftigt, die nach den ersten 45 Minuten für eine deutlichere Halbzeitführung reichen hätten können. Doch es kam anders, auch weil die Fink-Elf im zweiten Durchgang beherzt kämpfte und den nötigen Tick mehr Entschlossenheit zeigte. 

Montag, 20. Februar 2012

Wenn der Hauptkampf ganz woanders ist

München – Vitali Klitschko hat seinen WM-Titel nach WBC-Version erfolgreich verteidigt. Vor 12.500 Zuschauern besiegte der 40-jährige Ukrainer seinen englischen Herausforderer Dereck Chisora in der ausverkauften Münchner Olympiahalle einstimmig nach Punkten – und das trotz Verletzung. Klitschko hatte sich in der Frühphase des Schwergewichts-Fights einen Teilabriss in der linken Schultermuskulatur zugezogen.


Soweit die nüchternen Fakten. Doch das, was sich hinterher auf der Pressekonferenz abspielte, hatte mit fairem Sport nichts mehr zu tun und blieb vielen Zuschauern verborgen. Chisora ließ sich von Erzfeind David Haye – der im vergangenen Sommer in Hamburg seinen WBA-Gürtel an Wladimir Klitschko verlor – provozieren. Beide stürmten aufeinander los und lieferten sich eine wilde Keilerei.

„Ich werde Dich erschießen“, schrie der 28-jährige Herausforderer in Richtung Haye, der aus der Halle stürmte. Schon beim Wiegen war der „Del Boy“ negativ aufgefallen. Da verpasste der Brite seinem Gegner eine schallende Ohrfeige und spukte vor dem ersten Gongschlag Bruder Wladimir Wasser mitten ins Gesicht. Dafür hagelte es Geldstrafen und harsche Kritik von allen Seiten.

Dass solche Vorkommnisse im Profiboxen nichts verloren haben, ist unbestritten. Sie zeugen von fehlender geistiger Reife und „mangelndem Respekt“, wie es der Jüngere der beiden Klitschkos beschrieb. Dabei hatte Chisora sportlich überzeugen können – also im Ring (Foto: Aron Willers). Er marschierte unentwegt nach vorne, versuchte seinen 13 Zentimeter größeren Gegner zu treffen. Der hatte Mühe, sich zu verteidigen, boxte einseitig – und das nach der Verletzung im wahrsten Sinne des Wortes.

Gerne hätte man einen Vitali Klitschko im Vollbesitz seiner Kräfte gesehen, wahrscheinlich hätte Chisora hinterher dann keinen so großen Kräfteüberschuss mehr gehabt. Aber das werden wir nie erfahren, denn das Klitschko-Management wird einen Rückkampf nicht zulassen. Warum auch? Auf wilde Prügeleien haben die beiden Weltmeister sicher keine Lust. Sollen doch David Haye und Dereck Chisora noch einmal zwischen den Seilen gegeneinander kämpfen – aber bitteschön nur da.

Sonntag, 19. Februar 2012

Die „Spatzen“ pfeifen ein gutes Frühform-Liedchen

Ulm – Fußball-Oberligist SSV Ulm 1846 hat in der Wintervorbereitung gleich den nächsten Testspielsieg gelandet. Nach dem 2:1-Erfolg über den SC Pfullendorf schlugen die „Spatzen“ auf dem Kunstrasen des heimischen Donaustadions den Regionalligisten FC Memmingen mit 3:1 (1:0).


Ruben Rodriguez fasste sich in der 21. Minute ein Herz und brachte die Kugel mit einem Distanzschuss aus 25 Metern im Kasten der Gäste unter, die in der Folge stärker wurden. Von Beginn an ging es im Derby der Dauerrivalen auf dem künstlichen Grün richtig zur Sache – es wurde gestört, geblockt und abgegrätscht (Foto: Aron Willers). Sich früh warmmachende Auswechselspieler unterstrichen den typischen Testspielcharakter, in dessen Verlauf Ulms Torhüter Holger Betz lautstark dirigierte.

Kurz nach dem Seitenwechsel wussten die Gäste aus Bayern mit glänzender Übersicht zu gefallen. Nach schönem Kombinationsspiel über die linke Angriffsseite, ließ ein Memminger Angreifer die Kugel abtropfen, Christoph Mangler reagierte am schnellsten und brachte den Ball in den Maschen unter (51.). In der Folge blieb die Partie spannend und weiterhin umkämpft – mit leichten Feldvorteilen für die Hausherren.

Diese optische Überlegenheit nutzte der SSV aus. In der 73. Minute brachte der eingewechselte Ugur Kiral seine Mannschaft unter dem Jubel der rund 100 Zuschauer mit 2:1 in Führung und der Oberligist bog auf die Siegerstraße ein. Dass die „Spatzen“ nicht die falsche Abfahrt nahmen, hatten sie vor allem ihrem stets gut organisierten Defensivverbund zu verdanken, hinter dem zur zweiten Hälfte SSV-Keeper Kai Fritz Regie führte.

Für den Schlusspunkt zum verdienten 3:1-Endstand sorgte Jannik Keller acht Minuten vor dem Abpfiff, als er am zweiten Pfosten freistehend lauerte und nur noch den Fuß hinhalten musste. Damit bewies das Team von Cheftrainer Paul Sauter erneut seine gute Frühform, die der Traditionsklub von der Donau auch am Mittwoch, 22. Februar, ab 18.30 Uhr beim Test gegen den Verbandsligisten FSV 08 Bissingen unter Beweis stellen will.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Das "Experiment" auf der Diagonalen schlägt ein

Friedrichshafen - Eine nicht allzu einfache Situation haben die Volleyballer des VfB Friedrichshafen gemeistert - und zwar erfolgreich. Denn im vorletzten Bundesligaspiel der Normalrunde schlug der Deutsche Meister den Moerser SC vor 1.200 Zuschauern in der ZF arena mit 3:1 (23:25, 25:17, 25:23, 25:20). Und das, obwohl der VfB auf beide Diagonalangreifer verzichten musste. Tabellenplatz zwei ist somit gesichert.


Auf der Diagonalen feierte mit Marcus Böhme (in Lauerstellung, Foto: Günter Kram) ein VfB-Akteur sein Debüt, der normalerweise im Mittelblock zu Hause ist. Zwar hat der 2,11-Meter-Hüne in der deutschen Nationalmannschaft schon ab und an auf "Diagonal" ausgeholfen, doch eigentlich verteidigt der gebürtige Berliner lieber als anzugreifen - außer mit seinem Service. „Ins lauwarme Wasser wurde ich geworfen, nicht ins eiskalte“, philosophierte Böhme. 

„In den letzten Trainingseinheiten habe ich schon diese Position geübt, so dass ich damit gerechnet habe, heute dort eingesetzt zu werden.“ Dabei lief es für Böhme - wie auch für seine Mitspieler - gegen den Außenseiter aus dem Rheinland im ersten Durchgang alles andere als rund. So gehörten leichte Abstimmungsschwierigkeiten mit Zuspieler Juraj Zatko dazu. „Ich gewöhne mich daran und dann klappt es immer besser", sagte das ungewollte Versuchskaninchen hinterher.

Immer besser klappte es im Verlaufe des Abends allerdings für die Hausherren. Sowohl in den Sätzen zwei, drei und vier hatte der Titelverteidiger zu seiner spielerischen Linie gefunden, erzeugte Druck im Angriff und wusste mit einer gut organisierten Feldabwehr - nicht nur beim Publikum - zu punkten. "Wir haben damit gerechnet, dass Moers stark ist“, verteilte VfB-Cheftrainer Stelian Moculescu artig Komplimente an die Gäste. 

„Wir haben im ersten Satz nicht übermäßig schlau gespielt", ergänzte Moculescu, der aber mit dem "Experiment Böhme" insgesamt sehr zufrieden sein konnte. Elf Zähler machte die "Nummer 11" am Ende, acht Zähler mehr sammelte der serbische Außenangreifer Milos Vemic. Man darf hoffen, dass Marcus Böhme noch besser in seine neue Rolle hineinwächst - oder nächsten Mittwoch gegen Kazan über sich hinauswächst.
 

Freitag, 10. Februar 2012

Einer, der ein richtig ruhiges Händchen hat

Belek - Es gibt Tage, da läuft nicht viel zusammen. Auch Sportlern geht das mitunter so, gerne auch bei Wettkämpfen. Nicht anders ist es dem aufstrebenden Golfprofi Daniel Wünsche zum Auftakt der EPD Tour 2012 im türkischen Belek ergangen. „Ich war einfach nicht konzentriert genug“, erklärt der 26-jährige Wahl-Münchner aus Friedrichshafen. „Ich hatte Probleme, mich richtig einzustellen.“


Aber auf den Bodenfrost und die kalten Temperaturen möchte Wünsche (Archivfoto: EPD) sein vorzeitiges Ausscheiden beim ersten von vier Turnieren nicht schieben. Im Gegenteil. Denn eigentlich liegen dem gebürtigen Häfler – der früher als Handballtorwart aktiv war – schwierige Bedingungen. Der ehrgeizige Sportler schaffte in den folgenden drei Turnieren aber die Wende, fühlte sich von Tag zu Tag besser. Lediglich ein ausgefallener Turniertag wegen schweren Dauerregens konnte Daniel Wünsche zunächst noch stoppen.

Doch das, was er dann auf das Grün im bekannten türkischen Ferienort zauberte, war schlicht und einfach Top. Erst landete er auf dem dritten, dann auf dem zweiten Platz – und sicherte sich zum Abschluss der Wettbewerbsserie mit neun Schlägen unter Par (67, 67, 73) den Turniersieg. Insgesamt verdiente sich Daniel Wünsche ein Preisgeld von 10.000 Euro und führt derzeit die EPD Tour Order of Merit souverän an, in der er am Jahresende eine „Top 5“-Platzierung erreichen muss, um wieder aufzusteigen. 

Im Vorjahr spielte der Golfprofi schon auf der Challenge Tour, schnitt aber am Jahresende nicht gut genug ab, um sich in der „zweiten Liga“ des Golfsports zu halten. Fernziel des ehrgeizigen Blondschopfs ist und bleibt die European Tour, gleichzusetzen mit der ersten Liga. Doch bis dahin ist es für den Mann mit dem ruhigen Händchen ein weiter Weg, in dessen Verlauf in der drittklassigen EPD Tour bis zu 22 Turniere für ihn zu spielen sind. Weiter geht’s für Daniel Wünsche ab 20. Februar in Nordafrika. Insgesamt sechs Turniere stehen in Marokko an – keine leichte Aufgabe.

Denn der Sieger der Serie von Belek – dessen Anlage ihm nach eigener Aussage besonders gut liegt – reist mit reichlich Selbstvertrauen an. „Nach dem tollen Start in die Saison will ich jetzt auch in Marokko Gas geben“, betont Wünsche. Es wäre dem Sportler – der von Adidas und Taylor Made gesponsert wird – zu gönnen, auch wenn ihm mit dem Deutschen Stephan Gross und Ken Benz (Schweiz) die Konkurrenz dicht auf den Fersen ist.

Donnerstag, 9. Februar 2012

VfB-Volleyballer bleiben europäisch auf Kurs

Tours – Mit einem verdienten Siegestänzchen nach einer 3:2-Nervenschlacht (25:20, 20:25, 15:25, 27:25, 16:14) bei Tours VB haben sich die Volleyballer des VfB Friedrichshafen für ihren Einzug ins Viertelfinale der CEV 2012 Volleyball Champions League belohnt. Auch in kritischen Situationen behielten die Gäste vom Bodensee einen kühlen Kopf – das Hinspiel hatten sie mit 3:0 gewonnen.


„Um 3:2 und 16:14 im fünften Satz zu gewinnen, brauchst du auch ein bisschen Glück“, sagte VfB-Cheftrainer Stelian Moculescu hinterher. „Das hat sich die Mannschaft heute verdient.“ Und wie, schließlich startete der deutsche Meister (Foto: Conny Kurth) vor 2.500 Zuschauern im Salle Robert Grenon furios und drückte der Partie seinen Stempel auf. „Der erste Satz war fast 100 Prozent von dem, was wir können“, analysierte VfB-Mittelblocker Marcus Böhme treffend.

„Das, was sie können“ zeigte dafür der amtierende französische Pokalsieger in den Durchgängen zwei und drei. Da hatte das Team um Kapitän Joao José weniger Druck im Service, spielte oft etwas zu ungenau und musste besonders den dritten Satz deutlich (15:25) an Tours abgeben. Es schien, als würde der Champions League-Sieger von 2007 nervös werden – wie es auf internationalem Parkett schön öfter der Fall war. Doch dieses Mal kam alles anders beziehungsweise besser.

Im vierten Abschnitt hatten Libero Nikola Rosic und seine Nebenleute wieder mehr Zug in ihren Aktionen, auch wenn der 3:0-Triumphator des Hinspiels zunächst einem Rückstand hinterherlaufen musste. In der Endphase des Satzes waren die Häfler Volleyballer hellwach und holten sich den 2:2-Ausgleich in der Verlängerung (27:25). „Es war ein großer Kampf“, fasste VfB-Außenangreifer Thomas Jarmoc zusammen.

Kampf, Spannung und Klasse. Drei Attribute, die den Verlauf des Tiebreaks bestens beschreiben. Auch dieses Mal hatten die Hausherren um Diagonalangreifer Gala (insgesamt 25 Zähler) die besseren Lösungen parat – 5:1. Doch der VfB schlug zurück, verkürzte zum Seitenwechsel auf 6:8. Und es sollte noch besser kommen für die „jungen Wilden“ aus der Zeppelin- und Messestadt. Beim 13:12 gingen sie erstmals in Führung und machten mit dem dritten Satzball zum 16:14-Endstand den Sieg perfekt.

Montag, 6. Februar 2012

Wenn die Nerven an Tschechinnen zerbrechen

Stuttgart – Das deutsche Fed-Cup-Team hat gegen die Titelverteidigerinnen aus Tschechien im Tennis-Länderkampf den Kürzeren gezogen. An zwei Tagen vor insgesamt 9.000 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche-Arena hatten Sabine Lisicki, Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld im Halbfinale mit 1:4 das Nachsehen, bekamen in engen Situationen oft ihre Nerven nicht in den Griff.


Die Kulisse stimmte, das gute Training – das mitunter bereits für 7.30 Uhr angesetzt war – hatte für vorsichtigen Optimismus im Lager der deutschen Tennis-Damen gesorgt. Da flogen die aufgestellten Dosen an den Aufschlaglinien von gelben Tennisbällen schwer getroffen nur so davon, die Zuversicht bei Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner blieb – zumindest bis zu den ersten Matches.

Hinterher – nämlich am Samstagabend – sah das aus deutscher Sicht schon ganz anders aus. Sowohl Sabine Lisicki (Foto: dpa) als auch Julia Görges hatten ihren Begegnungen abgeben – die tschechische Auswahl um Wimbledonsiegerin Petra Kvitova war zum 2:0 -Zwischenstand einfach zu gut. Besser gesagt, zu nervenstark, schließlich spielte die Berlinerin Lisicki in vielen Situationen zu ungeduldig oder überhastet.

„Sabine hat das Potenzial, sich zu steigern, und wird das auch“ sagte Rittner und ergänzte mit leicht verzogenen Mundwinkeln: „Und dann werden wir mal sehen, was passiert, wenn’s 1:2 steht.“ Hätte, wäre, wenn – Dinge, die im Sport nichts bringen, auch im Tennis nicht. Die Damen mussten erkennen, dass es für die internationale Spitze noch nicht ganz reicht, auch wenn alle Voraussetzungen gegeben sind. Motto: Spielerinnen wie Lisicki, Görges und Grönefeld müssen es nur auf den Platz bringen.

Leichter gesagt, als getan. Das haben die vielen engen und hart umkämpften Ballwechsel in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gezeigt, als die Tschechinnen meistens das bessere Ende für sich hatten. Die Gelegenheit, es besser zu machen haben die deutschen Damen am 21. und 22. April, wenn es darum geht, den Platz unter den acht besten Tennisnationen zu verteidigen. Und vielleicht ist dann auch die verletzte Andrea Petkovic wieder gesund und zum (Sieges)Tänzchen bereit.

Donnerstag, 2. Februar 2012

VfB vermasselt den Franzosen die Tour(s)

Friedrichshafen - Das, was die Volleyballer des VfB Friedrichshafen am Abend im Achtelfinal-Hinspiel der 2012 CEV Volleyball Champions League in der ZF arena zeigten, war Spitzensport pur. In 95 Minuten fertigte der Deutsche Meister den französischen Pokalsieger Tours VB in 95 Minuten mit 3:0 (29:27, 25:18, 25:21) ab und darf in der kommenden Woche vom Viertelfinaleinzug träumen. 


Lediglich im ersten Satz hatte der VfB eine kleine Schwächephase. Nachdem die Hausherren über 3:0 - Auszeit Tours - 8:3 und 14:9 bereits wie der sichere Sieger des ersten Durchgangs aussahen, sorgte der Kolumbianer Gala mit krachenden Aufschlägen für den 14:14-Ausgleich. Bis in die Schlussphase blieb der Durchgang eng, der VfB hatte beim 24:22 zwei Satzbälle. Plötzlich standen sich VfB-Diagonalangreifer Oliver Venno und Zuspieler Juraj Zatko im Weg, Tours war zurück im Spiel.

In dieser Szene riss sich VfB-Cheftrainer Stelian Moculescu laut fluchend das Sakko vom Leib und pfefferte es unter seinen Stuhl. Dieser "Wachrüttler" hatte seiner Mannschaft nicht geschadet, mit einem schönen Angriff des Brasilianers Idi und einem Ass des Serben Milos Vemic machte der Gastgeber den Sack zum 29:27-Endstand zu. Längst hatte Moculescu sein Jackett wieder aufgehoben und sichtlich entspannt übergestreift.

Im zweiten und dritten Abschnitt ließen Kapitän Joao José - der über die Mitte wie so oft nicht zu bremsen war - und seine Mitspieler (Foto: Günter Kram) dem französischen Vizemeister keine Chance. Druckvolle Angriffe, eine gut organisierte Feldabwehr und ein konzentrierter Block prägten das Spiel der Schmetterkünstler vom Bodensee. Angefeuert von 3.100 begeisterten Fans setzte sich der Champions League-Sieger von 2007 am Ende hochverdient durch. "Das war Volleyball vom Feinsten. Glückwunsch ans Team", lobte Moculescu.

Ob es zum Weiterkommen reicht, wird sich in der kommenden Woche beim Rückspiel in Tours zeigen. Der Mannschaft des brasilianisch-französischen Übungsleiters Mauricio Paes genügt ein Sieg - egal in welcher Höhe - um sich zumindest in den höchst umstrittenen "Golden Set" zu retten. Dieser Entscheidungssatz stünde dann nach Spielende aus, um über die Vergabe der Viertelfinal-Tickets zu entscheiden. Es wäre dem VfB zu gönnen, diese Lotterie zu verhindern. Er müsste eigentlich "nur" so spielen wie heute Abend.