Sonntag, 20. Mai 2012

Am Ende zählt eben immer nur das Ergebnis

München – Der FC Bayern München ist aus seinem großen Traum vom Heimsieg in der UEFA Champions League-Saison 2011/12 unsanft aufgewacht. Am Ende stemmte der FC Chelsea London nach einer 5:4-Nervenschlacht im Elfmeterschießen die silberne Henkeltrophäe in den Münchner Nachthimmel über der Allianz Arena – und zwar verdient.

 
Verdient? Ja, richtig gelesen: verdient. Und zwar deshalb, weil der FC Chelsea eben das Motto beherzigte: „Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss.“ Während sich die Bayern (Foto: dapd) in ihrem Wohnzimmer am gegnerischen Strafraum müde liefen und teils beste Chancen liegen ließen, reichte Didier Drogba und Co. eine einzige Ecke – der Ivorer köpfte in der 88. Minute wuchtig zum 1:1 ein.

Auf der anderen Seite ergatterten die Bayern Eckbälle in Serie – am Ende sollten es die „Roten“ auf 20 (!) Versuche vom Spielfeldeck bringen. Doch das einzige Tor erzielte Thomas Müller in der 83. Minute und wurde zur „Belohnung“ von Trainer Jupp Heynckes ausgewechselt. Warum? Das wird das Geheimnis des Hoeneß-Intimus bleiben, auch wenn der Wadenprobleme beim Nationalspieler diagnostizierte. Interessant, denn bei seinem Abgang platzten die so müden Muskeln fast – vor Wut.

Auch die Fans hatten oder bekamen einen dicken Hals: Sie sahen, dass Daniel van Buyten in die Partie kam. Der Mann, der fast ein halbes Jahr verletzt war. Der Mann, der vor zwei Jahren im CL-Finale gegen Inter Mailand beim 0:2 ganz alt aussah. Während sich Dauerläufer Olic weiter bereithielt, deckte der belgische Abwehrhüne beim erwähnten Standard den Fünfmeterraum ab. Schade, sich um Drogba kümmern wäre besser gewesen.

In der Verlängerung bekam der FC Bayern einen Strafstoß, den ausgerechnet der Torjäger von der Elfenbeinküste verursachte. Wie immer – weil so eingeteilt – trat Arjen Robben an und verschoss abermals. Schon gegen die Dortmunder hatte Robben, der drei Jahre für Chelsea kickte, vergeben. Dass Flachschüsse gegen seinen baumlangen Ex-Kollegen Petr Cech vom Punkt keine gute Entscheidung sind, hätte der 28-jährige Niederländer wissen können oder müssen.

Und dass dann im Elfmeterkrimi neben dem bärenstarken Kapitän Philipp Lahm und dem zuvor viel schuldig gebliebenen Stürmer Mario Gomez nur noch Manuel Neuer – ausgerechnet der Neuer, den einige Fans nie haben wollten – viel besungene Eier zeigt und im Tor sowie vom Punkt eiskalt bleibt, ist bezeichnend. Bezeichnend dafür, dass bei den Bayern einiges schiefläuft – und zwar gewaltig.

Bastian Schweinsteigers Versuch an den Pfosten war allerdings Pech und kein Unvermögen. Der Fehlschuss des so oft nicht berücksichtigten Ivica Olic leider zu erwarten. Die geschlagenen Helden sollten eben – vor allem, wenn es darauf ankommt – nicht nur von „Mia san mir“ reden, sondern (wieder) so spielen. Da helfen auch teure Verstärkungen nichts, solange jeder „ich für mich“ spielt und taktisch limitierte Spielzüge das einst so dominante Bayern-Spiel ausbremsen.

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