Mittwoch, 7. Dezember 2011

DHB-Frauen zittern sich zum knappen 23:22-Sieg

Santos – 59:28 Minuten zeigt die Uhr an, noch 32 Sekunden sind zu spielen – Freiwurf Deutschland. Spielmacherin Kerstin Wohlbold hält das gelb-blaue Spielgerät in der rechten Hand, wirft gleichzeitig ein paar Worte in Richtung Rückraumwaffe Nadja Nadgornaja. Die kriegt den Ball, steigt hoch und versenkt die Kugel im Netz des chinesischen Tores. Deutschland jubelt, liegt im WM-Gruppenspiel gegen die chinesische Auswahl plötzlich mit 23:22 vorne.


Die Asiatinnen haben den Ball, die DHB-Frauen sind in der 6:0-Deckung am Kreis versammelt, blocken die ersten Auslösehandlungen ab – noch acht Sekunden. Der chinesische Trainer schickt die siebte Feldspielerin aufs Parkett, dummerweise ohne Leibchen. Die Schiedsrichter entscheiden auf Wechselfehler und zwei Minuten, Kerstin Wohlbold und Co. jubeln (Foto: Michael Heuberger). Der letzte Versuch der chinesischen Nationalmannschaft geht am Tor von Clara Woltering vorbei – Abpfiff, das war’s.

„Wir haben gewonnen – das ist das einzig Positive”, sagte DHB-Coach Heine Jensen hinterher und muss erst einmal durchschnaufen. „So eine Leistung, das geht gar nicht. Es ist unglaublich, dass wir es schaffen, dieses Spiel noch zu drehen. Aber so haben wir keine Chance gegen Island.” Haben sie sicher nicht, denn in der ersten Halbzeit spielte die deutsche Auswahl erschreckend schwach.

In der Abwehr nicht stabil genug, im Angriff ziemlich einfallslos und leichte Ballverluste waren auch mit dabei. Es roch nach einer Blamage für das DHB-Team gegen tapfer kämpfende Chinesinnen, die sich bis zur Pause ein komfortables 12:7-Polster erspielten. Bundestrainer Jensen fasste sich in der Kabine mit seiner Ansprache ziemlich kurz, nach gerade einmal drei Minuten waren die deutschen Nationalspielerinnen wieder auf dem Feld und diskutierten lautstark sowie gestenreich miteinander.

Es sollte helfen, schließlich verkürzte Deutschland mit Gegenstößen und schönen Einzelaktionen auf 10:12, blieb den Chinesinnen auf den Fersen. Vier Minuten vor dem Abpfiff glich Deutschland zum 20:20-Zwischenstand aus, Taktgeberin Kerstin Wohlbold – die im zweiten Abschnitt auch öfter in ihre so geliebten „Eins-zu-Eins-Situationen“ ging, hatte ein Auge für Rechtsaußen Kerstin Richter gehabt.

Am Ende rissen die deutschen Handball-Frauen das verloren geglaubte Ruder noch einmal herum und konnten sich – im Gegensatz zu bitter enttäuschten Asiatinnen – tanzend zum Jubelkreis vereinen. Schon heute Abend (ab 22.15 bei Sport1) geht es für Deutschland gegen Island weiter. Eigentlich ein ganz anderes Kaliber als China. Doch – wenn Team Deutschland nicht besser spielt – droht ein Debakel.

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