Montag, 5. Dezember 2011

Ein Stück deutsche Fernsehgeschichte ist zu Ende

Friedrichshafen – Samstag, 3. Dezember, 2011. Ein 1,93 Meter großer Blondschopf kämpft vor 3500 Menschen in der Messe Friedrichshafen mit den Tränen, die Rothaus-Halle ist abgedunkelt, das Publikum mucksmäuschenstill. In Bierlaune ist keiner, wahrscheinlich auch ein Großteil der 14,73 Millionen Zuschauer in Deutschlands Wohnzimmern nicht. „Ich danke dem Publikum, das bei mir geblieben ist“, sagt Thomas Gottschalk und verlässt die „Wetten, dass...?“-Bühne nach 24 Jahren.


151 Sendungen waren es, an denen Deutschlands beliebtester Showmaster (Foto: pr) redete, fachsimpelte, scherzte und tätschelte – und das mit Weltstars aus Musik, Film, Show und Politik. Der 61-jährige Fernsehmoderator hatte sie alle bei sich auf der Couch, die seit 1987 bis zu acht Mal im Jahr sein „zu Hause“ war. Heimisch ist er längst geworden, der Gottschalk und zwar im kalifornischen Malibu.

Eigentlich stammt der zweifache Familienvater aus dem fränkischen Kulmbach, begann seine einzigartige Karriere beim Radio. Über die „Supernasen“ mit Mike Krüger kam er einst zum ZDF, trat in die großen Fußstapfen des „Wetten, dass..?“-Erfinders Frank Elstner. „Nach meiner ersten Sendung wollten alle den Elstner zurück“, sagte „Thommy“ unlängst. Aber das „Zweite“ – mit dem man „besser sieht“ – hatte mit dem Mann der schrägen Outfits das richtige Näschen gehabt.

Als er Anfang der 1990er Jahre Wolfgang Lippert ein schweres Erbe hinterließ, sah man ziemlich schnell, dass „Lippi“ die Gottschalk‘schen Fußstapfen dann doch etwas zu groß waren. Zur 85. Ausgabe am 15. Januar 1994 kehrte Thomas Gottschalk auf das berühmteste Sofa der TV-Landschaft zurück, führte die Show mit den unglaublichsten, schrillsten und nicht immer ungefährlichen Wetten in die Erfolgsspur zurück. Bis, ja bis zum 4. Dezember 2010, als Kandidat Samuel Koch schwer verunglückte.

Bis heute kämpft der Stuntman und Sportstudent mit den Folgen seines Zusammenstoßes mit einem Auto, über das er mit Sprungfedern hüpfen wollte. Spätestens nach diesem Ereignis war Gottschalk klar, dass es so nicht weitergehen konnte und sollte. Zwar hatte er seit Oktober 2009 die attraktive Schweizerin Michelle Hunziker an seiner Seite, aber für neuen Schwung sorgte dies nicht wirklich – auch beim nachdenkenden Moderator nicht, der immer für echte Unterhaltung ohne Casting stand.

„Wir hatten gehofft, dass es Samuel bald besser geht“, betonte Gottschalk immer wieder, der bis heute mit Familie Koch in regem Austausch steht. Vom frisch gebackenen Großvater mag man halten, was man will. Aber er hat deutsche Fernsehgeschichte geschrieben, nicht nur wegen seiner einmaligen Art und den flotten Sprüchen. Thomas Gottschalk ist und bleibt ein Original, dessen Nachfolge schwer zu lösen sein wird. Danke „Thommy“ für 24 einmalige Jahre – „Wetten, dass..?“.

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