Freitag, 5. September 2025

Gastbeitrag: "Ich wollte mit diesem Buch ein paar Emotionen wecken!"

Friedrichshafen - Thomas Schlichte, Autor aus Friedrichshafen, ist eigentlich im Handballsport zuhause und wagte sich in seinem neuesten Buch dann doch auf bisher "unbekanntes Terrain". Denn der studierte Journalist schrieb in "Ey, Schiri, Ey!" über das Fußballgeschehen in der Bodenseeregion.

 

Herr Schlichte, wie sind Sie auf die Idee gekommen, "Ey, Schiri, Ey!" zu veröffentlichen?

Nun, wissen Sie, ich bin beruflich und privat regelmäßig auf den Sportplätzen der Region unterwegs. Und da ich von Beruf aus neugierig bin, habe ich immer wieder einige Kommentare und Stimmungen eingefangen.

Und dann haben Sie sich gedacht, dass das Erlebte doch in einem solchen Buch landen könnte?

Ich bin, um ganz ehrlich zu sein, ein bisschen dazu getrieben worden. Sprich, ich wurde auf eine lustige Art und Weise provoziert, in dem mir Freunde und Weggefährten zwischen Bier und Bratwurst dazu geraten haben, diese Geschehnisse doch einfach mal aufzuschreiben. Und irgendwann hatte ich Zeit dafür.

Haben Sie sich überhaupt noch ein Konzept überlegt oder zunächst ein paar Notizen gemacht?

Eigentlich nicht. Ich habe einfach drauf los geschrieben. Ich habe mir das eine oder andere Spiel vorgestellt und was ich dort vor Ort so miterlebt habe. Und dann lief es eigentlich ganz flüssig. 

So wie damals beim Elfmeter von Paul Breitner im WM-Finale 1974?

Chapeau, Sie haben meine Anspielung sofort verstanden. Ich wollte mit diesem Buch ein paar Emotionen wecken. Denn ich bin selbst jemand, der sich beim Fußball gerne an den typischen Floskeln bedient.

Wäre ein solches Werk nicht auch mal über Ihren Lieblingssport, den Handball, angedacht?

Das ist bisher nicht in Planung und es gibt solche Bücher ja schon zuhauf. Ich hätte dann schon etwas Bammel, mich beruflich - oder auch nur privat - wieder in den Hallen zu zeigen. Es würde da zu viele SpielerInnen und Vereine geben, die sich sofort darin wiedererkennen könnten. Das muss ja nicht sein...

Mittwoch, 27. August 2025

Das Karriere-Ende verhindert ein plötzlicher Anruf aus Halle

Halle – Jennifer Grathwohl (Foto: SV Union Halle-Neustadt) hat in ihren jungen Jahren schon vieles erlebt – auf und abseits des Handballfeldes. Erst im Frühjahr dieses Jahres sah es für die 32-Jährige wieder nach dem Ende ihrer Laufbahn aus.

 

Und das nicht nur aufgrund einer erneuten Verletzung. Nein, denn auch ihr aktueller Verein, der HSC Kreuzlingen, wollte neue Wege gehen, was die erste Frauenmannschaft angeht. Zur neuen Spielzeit will der HSC in der 2. Schweizer Liga antreten und dabei vermehrt auf junge Talente setzen.

Bedeutete, dass sich die gelernte Physiotherapeutin einen neuen Verein suchen musste. Oder eben, ihre Schuhe an den Nagel hängen. „Ich hatte in dieser Zeit tatsächlich intensiver mit dem Gedanken gespielt, mit dem Handball aufzuhören“, erinnert sich Grathwohl.

„Als dann aber der Anruf kam, war ich relativ schnell davon überzeugt, es doch noch einmal wissen und alles reinwerfen zu wollen“, erklärt Grathwohl. Die Anfrage per Telefon kam am westlichen Bodenseeufer aus Richtung Sachsen-Anhalt, genauer gesagt aus Halle an der Saale.

Dort sind die „Wildcats“ zuhause, also der SV Union Halle-Neustadt, der sich als Zweitliga-Meister souverän für höhere Aufgaben empfahl. Heißt, für einen Platz in der 1. Bundesliga. Und Jennifer Grathwohl ist jetzt eine von sieben Neulingen im Team.

Die 1,69 Meter große Kreisläuferin begann ihre Handball-Laufbahn einst beim TV Überlingen, bevor es sie nach Salem zur dort beheimateten HSG Mimmenhausen-Mühlhofen verschlug. 

Da war „Jenny“, wie sie von der Familie und ihren Freunden genannt wird, jahrelang als Spielerin und Jugendtrainerin aktiv, bevor sie schon einmal beim HSC Kreuzlingen landete.

Eine schwere Verletzung und die Pandemie zwangen die Linkshänderin, die auch mit rechts werfen kann, zu einer längeren Pause. Und schon damals sah es nach dem vorzeitigen Karriere-Ende aus.

Grathwohl biss jedoch im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zähne, kam zurück und wurde vom Drittliga-Team des SV Allensbach verpflichtet. „Ich will es einfach noch einmal wissen“ war von ihr damals in der Presse zu lesen.

Nach nur einer Saison wechselte sie zum TuS Steißlingen, der damals in der gleichen Liga spielte wie der SVA. Von dort ging es im Winter 2023 abermals ins Nachbarland zum Handballsportclub Kreuzlingen.

„Ich bin ein Mensch der immer 100 Prozent gibt und am liebsten sogar zweimal am Tag trainieren würde“, betont Jenny Grathwohl, die inzwischen als Sportmentaltrainerin tätig ist. Außerdem arbeitet sie für die in Heidelberg ansässige Firma „entorch“, die sich auf Sport-Kompressionskleidung spezialisiert hat.

„Die ersten Gespräche haben sich trotz meines fortgeschritteneren Alters, was den Handball angeht, sehr gut angefühlt. Und ich freue mich einfach darauf, mich nun sogar in der 1. Bundesliga in Deutschland weiterentwickeln zu dürfen. Die hiesige 1. Liga ist schon noch einmal etwas anderes als die in der Schweiz“, stellt Grathwohl klar.

Seit Mitte Juli ist Halle an der Saale ihr neues zuhause und nicht mehr Hödingen unweit des Überlinger Sees. „Es ist mir sicherlich nicht leichtgefallen, die Heimat mit einer so hohen Lebensqualität zu verlassen. Aber ich komme ja wieder zurück“, versichert die neue Nummer zwei der „Wildcats“.

„Meine Familie und meine Freunde stehen vollkommen hinter mir. Alle haben gesagt, dass ich das auf jeden Fall machen soll. Und sie tun alles, damit das Heimweh nicht zu groß wird.“ Den ersten Sieg hat sie im neuen Trikot, das sie vorerst eine Spielzeit mit der Option auf eine weitere Saison tragen wird, bereits eingefahren.

Und zwar im Derby gegen den HC Leipzig in der 1. Runde des DHB-Pokals. Am Sonntag, 31. August, wird es in der Liga ernst, wenn Halle-Neustadt beim Thüringer HC antritt. Der amtierende Europapokalsieger hatte sich in München gerade erst den Supercup-Sieg gesichert.

„Wir hatten aus meiner Sicht eine sehr gute Vorbereitung und wachsen als Team immer besser zusammen. Dennoch ist uns klar, dass wir es als Aufsteiger in der ersten Liga nicht einfach haben. Der THC wird uns bestimmt nicht unterschätzen.“

„Davon abgesehen, glaube ich, dass wir bei entsprechendem Einsatz mit 100 oder 120 Prozent die Liga auf einem guten Platz abschließen können“, sagt Grathwohl. Das, ja das, würde nicht nur ihre Liebsten in der Heimat total freuen.