Montréal – Lewis Hamilton hat den großen Preis von Kanada gewonnen.
Der Brite siegte auf McLaren-Mercedes vor dem Franzosen Romain Grosjean im
Renault und Sergio Perez im Sauber aus Mexiko. Damit gab es in der Formel 1 den
siebten Sieger im siebten Rennen – noch nie zuvor war es derart spannend.
Weniger spannend ist, dass Rekordweltmeister Michael Schumacher bereits zum
fünften Mal vorzeitig ausschied – erneut aufgrund eines technischen Defekts an
seinem Mercedes.
Ob man hier noch von Pech reden kann? Man soll, nein muss mit dem
Wort „Sabotage“ aufpassen – sehr sogar. Doch viel zu oft schon hatte es in der
Königsklasse des Motorsports Skandale gegeben – auch Schumacher (Foto: dpa) leistete sich
im Ringen um Punkte und Siege so manchen Regelverstoß. Folgerichtig ist „Schumi“
dafür bestraft worden. Aber dass dem 43-jährigen Ausnahmefahrer im siebten Lauf
der Saison 2012 zum fünften Mal die Technik einen Streich spielt, ist seltsam und
stinkt gewaltig.
„Ich bin zu hundert Prozent
überzeugt, dass meine Jungs das Beste probieren“, sagte der Mercedes-Stammpilot
hinterher etwas zerknirscht in die Fernsehmikrofone und wirkte dabei dennoch
relativ entspannt. Dass es aber in ihm gebrodelt hat, dass er im Motorhome
unter der Dusche heftig geflucht haben dürfte, davon bin ich überzeugt. Und:
Der siebenfache Weltmeister hat Recht.
2010 galt sein Comeback als die
Sensation des Jahres, Ecclestone und Co. machten Luftsprünge. In Zeiten der
fehlenden großen Idole, sinkenden TV-Quoten und leerer werdenden Tribünen,
wurde Michael Schumacher gefeiert, die Sportart gewann ein paar zusätzliche
Pferdestärken hinzu – medial und materiell. Die gut betuchten Sponsoren wollten
wieder mitmischen, der Champion war zurück.
Gut zwei Jahre später geschehen
um den deutschen Rennsporthelden aus Kerpen merkwürdige Dinge. Sein Fahrzeug
streikt, während der Bolide seines Teamkollegen Nico Rosberg tadellos läuft.
Just in dem Moment, als die Mechaniker mit dem defekten Heckflügel des
Wahl-Schweizers kämpften, brannte Rosberg zweimal die schnellste Runde auf den
kanadischen Asphalt.
Ist das nur Zufall? Ich habe
meine Zweifel, die immer größer werden. Schumachers Vertrag endet erst 2013 und
dass er es noch kann, bewies er mit seiner Pole im Fürstentum Monaco. Aber selbst
diese Bestzeit wurde ihm aberkannt, er darf sie nicht in seiner langen
Rekordliste ergänzen. Er hatte eh von Rang sechs starten müssen wegen der
Kollision mit Senna – gefahren ist er die Zeit aber trotzdem. Wird Michael Schumacher
etwa nur als Publikumsmagnet und Aushängeschild benutzt?
Schon seit Jahren ist Boss Bernie Ecclestone bestrebt, den
Rennsportzirkus Formel 1 attraktiver zu machen beziehungsweise die Spannung zu
erhalten. Neue spektakuläre Strecken, interessante Regeln und eben die Rückkehr
des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher unterstrichen dieses
Bestreben mit spektakulärem Nachdruck – und doch bleiben Zweifel. Ach Schumi,
wärst Du doch lieber bei Corinna und den Pferden geblieben. Die laufen
wenigstens so, wie Du es verdient hast.