Dienstag, 5. Juni 2012

Lieber "Grün fahren" als "Schwarz ärgern"

Freiburg - Samstagmorgen, 9 Uhr, Stadtbahnhof Friedrichshafen. Ein paar Menschen stehen an der Haltestelle acht, warten schon auf den Bus – einige von ihnen tragen Fußballtrikots. Andere bevorzugen luftige Tops oder Shirts, kurze Hosen und Flip Flops. Sie alle haben einen Rollkoffer dabei, wollen aber nicht zum Häfler Flughafen. Nein, sie alle zieht es vom Bodensee ostwärts, in Richtung Weißwurst und Brezn. Sie alle wollen nach München.


In die bayerische Landeshauptstadt? Mit dem Bus? Ja, richtig gelesen mit dem Bus. Seit Ende April ist das möglich – und das bis zu dreimal am Tag. Um kurz nach neun rollt ein großer Reisebus an, auffällig giftgrün und bunt lackiert, die Scheiben dunkel getönt (Foto: MeinFernbus). Ein großer orangener Pfeil zeigt auf den Schriftzug „meinfernbus.de“, der Fahrer trägt ein weißes Hemd mit dunkelblauer Krawatte. Freundlich lächelnd begrüßt er die wartenden Fahrgäste, kontrolliert die Namen in seinem Mobiltelefon.

Der in den Händen gezückte Personalausweis der Gäste dient als Legitimation. Einige Plätze im geräumigen Innern des Fahrzeugs sind besetzt, mancher Fahrgast döst vor sich hin, schläft oder hat Kopfhörer auf. „Ich begrüße Sie an Bord und wünsche eine gute Reise nach München“, sagt der Mann am Steuer und ergänzt: „Ich darf sie darauf aufmerksam machen, dass in Reisebussen die Anschnallpflicht gilt.“ „Klack, klack“, die Gurte rasten ein. Der Omnibus setzt sich in Bewegung, vorbei an der Uferpromenade, stadtauswärts in Richtung Lindau zur Autobahn A96.

Die Temperatur ist dank Klimaanlage angenehm, der Geräuschpegel erträglich. Selbst die Handvoll Fußballfans halten sich zurück, vielleicht auch, weil es noch zu früh für ein „kühles Blondes“ ist. Dafür hat das Reisegefährt andere Getränke im Angebot – es gibt Wasser, Apfelschorle, Fanta, Cola und Spezi. Ein halber Liter kostet gerade einmal 1,50 Euro, dazu gibt es verschiedene Snacks wie Flips, Chips oder Gummibärchen. Diese sind ab einen Euro zu erstehen. Wesentlich günstiger ist da schon das W-LAN an Bord, das es umsonst gibt.

Sofort zücken einige ihre Smartphones, folgen hektisch tippend der Anleitung auf der Bordkarte. Der junge Mann schräg gegenüber reist wohl öfter mit, er hat sein Netbook längst auf dem Schoß positioniert und schreibt ein paar Mails. Von Freiburg, dem Startort, bis zum Ziel sind es 351 Kilometer beziehungsweise etwa vier Stunden – da dürften einige Mails zu erledigen sein. Zwischen der Studentenstadt im Breisgau und der bayerischen Landeshauptstadt gibt’s zwei Haltestellen – und zwar in Titisee-Neustadt sowie in Friedrichshafen.

Nach gut zwei Stunden ist der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke erreicht, die Mitreisenden strömen zur S-Bahn oder fallen den auf sie Wartenden um den Hals. „Fahr grün!“ ist das Motto der MFB MeinFernbus GmbH, die im Juni 2011 von Torben Greve und Panya Putsathit in Berlin gegründet wurde. Fazit: „Grün fahren“ ist allemal besser und günstiger als sich über Verspätungen oder entfallene Verbindungen „schwarz zu ärgern“.

Informationen, Preise und Buchungen im Internet unter www.meinfernbus.de

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