Freitag, 11. November 2011

Wenn sich Stars beim „Bambi“ nicht wie Rehlein benehmen

Wiesbaden – Es hätte so ein schöner Abend werden können im hessischen Wiesbaden. Das „Who is Who“ der deutschen Promiwelt hatte sich zur Verleihung des Bambis eingefunden. Top gestylt und gut gelaunt präsentierten sich Stars und Sternchen – und doch passierte etwas, mit dem niemand rechnen konnte. „Rüpel-Rapper“ Bushido und das Pop-Duo Rosenstolz gerieten heftig aneinander.

Der 33-jährige Deutsch-Tunesier bekam – trotz heftiger Proteste im Vorfeld – von der Jury den „Integrationspreis“ verliehen, betonte in seiner Dankesrede, dass er sich geändert habe. Er sei reifer und älter geworden, wollte von schwulen- und menschenverachtenden Texten – die er zweifelsohne in zahlreichen Liedern jahrelang gesungen hatte – nichts mehr wissen. „Ich habe gelernt, dass das, was ich gesagt habe, falsch war. Ich habe eine zweite Chance verdient.“

Einige im Publikum spendeten zögerlich Applaus, andere tuschelten gestenreich miteinander oder schauten verdutzt in die Runde. Selbst Peter Maffay, der hinter Bushido auf der Bühne stand, wirkte von den unterschiedlichen Reaktionen überrascht, betonte aber: „Ein Preis kann Versöhnung und Neubeginn sein.“ Kann er, muss aber nicht. So sah es zumindest der Rosenstolz-Songschreiber Peter Plate, der selbst homosexuell ist und die Entscheidung vor 800 geladen Gästen scharf kritisierte.

Fernab von Streit und Unstimmigkeiten avancierte die blinde Sängerin Sarah Pisek zum heimlichen Star der Show. Die 19-jährige Dame bekam das goldene Rehkitz aus den Händen „des Grafen“, dem Sänger der Band „Unheilig“ überreicht. Er hatte die junge Frau beim Kinderkanal kennengelernt und war – wie so viele andere Zuschauer nicht nur im Saal – total gerührt von ihrer Leistung.

Stehende Ovationen bekam Ruth Maria Kubitschek. Die beliebte Schauspielerin, die seit fast 60 Jahren auf den Bühnen dieser Welt steht und in unzähligen TV-Produktionen mitwirkte, erhielt den Preis für ihr Lebenswerk. Und – so konnte man es ihrer Dankesrede entnehmen – die 80-Jährige hat noch lange keine Lust, in Rente zu gehen. Davon sind Stars wie Justin Bieber oder Lady Gaga ohnehin noch meilenweit entfernt – Bieber erfüllte gleich zwei Mädels mit einer Umarmung einen Traum.

Seit 1948 verleiht das Burda-Verlagshaus jährlich den „Bambi“, zu dem auch internationale Weltstars wie beispielsweise Gwyneth Paltrow extra nach Deutschland kommen. Während es nach der Gala noch ordentlich Zündstoff rund um Bushido und Rosenstolz gab, konnte sich Altkanzler Helmut Schmidt erst einmal gemütlich zurücklehnen. Sein Motto: Dampf ablassen und erst mal eine rauchen.

Reaktionen, Hintergründe, Fotos und Interviews und natürlich alle Gewinner unter www.bambi.de

Montag, 7. November 2011

Einer, der auch mit zweiten Plätzen leben kann

Kagoshima - Florian Blab kommt aus Ailingen, ist seit frühester Kindheit als Kunstradfahrer aktiv - und das richtig erfolgreich. Soeben fuhr der 25-jährige Student zum fünften Mal bei einer WM aufs Treppchen, im japanischen Kagoshima reichte es wieder einmal für Platz zwei. "Nur" sagen die einen, "wieder" die anderen. Schließlich ist diese Konstanz über Jahre auch eine Leistung, vor der man den Hut ziehen kann.


Im Vorjahr bei der Heim-WM in der Stuttgarter Porsche-Arena pfefferte Blab (Foto: Aron Willers) - der wieder einmal von Dauerrivalen David Schnabel im Kampf um den WM-Thron geschlagen wurde - wutentbrannt sein Sportgerät in eine Ecke, verließ die Halle und war für eine Zeitlang verschwunden. Auch in diesem Jahr hatte Schnabel die Nase vorne, auch auf der anderen Seite der Erdkugel holte der Bayer mit Weltrekord den Titel.

Der Ailinger hätte auch dieses Mal die Halle verlassen können vor Enttäuschung. Aber er blieb, spendete anerkennenden Applaus für den Mann, der wieder einmal besser war als er. Florian Blab stürzte beim Maute-Sprung, seine Nerven hatten ihm wieder einmal einen Streich gespielt. "Das Ding ist gelaufen", kommentierte Vater Manfred kurz danach am Fernsehschirm daheim in Ailingen fachmännisch. Er begleitet seinen Sohn zusammen mit Ehefrau Ursula seit Jahren bei fast allen Wettkämpfen.

Ob ihr Sohn bei den Titelkämpfen im kommenden Jahr in Aschaffenburg erneut antritt, steht noch in den Sternen. Und das auch deshalb, weil der Student in den kommenden Monaten ins Berufsleben startet. "Das geht nur, wenn ich das intensive Training mit meinem Einstieg ins Berufsleben vereinbaren kann." Klar ist hingegen nur, dass Florian Blab ein großartiger Sportler ist. Einer, der auch mit Niederlagen umgehen kann.

"Ich habe mein Bestes gegeben", sagte Blab. Ebenso wie David Schnabel, der eben um ein paar Pünktchen besser war - wieder einmal. Der Titelverteidiger fuhr mit 208,91 Punkten erneut Weltrekord, während Blab für seinen Absturz Punktabzüge kassierte. Enttäuscht sei er aber nicht, denn es zählen jetzt andere Dinge. "Am Donnerstag habe ich die letzte Prüfung meines Sportstudiums." Sprach's und setzte sich in den Flieger.