Montag, 6. Februar 2012

Wenn die Nerven an Tschechinnen zerbrechen

Stuttgart – Das deutsche Fed-Cup-Team hat gegen die Titelverteidigerinnen aus Tschechien im Tennis-Länderkampf den Kürzeren gezogen. An zwei Tagen vor insgesamt 9.000 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche-Arena hatten Sabine Lisicki, Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld im Halbfinale mit 1:4 das Nachsehen, bekamen in engen Situationen oft ihre Nerven nicht in den Griff.


Die Kulisse stimmte, das gute Training – das mitunter bereits für 7.30 Uhr angesetzt war – hatte für vorsichtigen Optimismus im Lager der deutschen Tennis-Damen gesorgt. Da flogen die aufgestellten Dosen an den Aufschlaglinien von gelben Tennisbällen schwer getroffen nur so davon, die Zuversicht bei Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner blieb – zumindest bis zu den ersten Matches.

Hinterher – nämlich am Samstagabend – sah das aus deutscher Sicht schon ganz anders aus. Sowohl Sabine Lisicki (Foto: dpa) als auch Julia Görges hatten ihren Begegnungen abgeben – die tschechische Auswahl um Wimbledonsiegerin Petra Kvitova war zum 2:0 -Zwischenstand einfach zu gut. Besser gesagt, zu nervenstark, schließlich spielte die Berlinerin Lisicki in vielen Situationen zu ungeduldig oder überhastet.

„Sabine hat das Potenzial, sich zu steigern, und wird das auch“ sagte Rittner und ergänzte mit leicht verzogenen Mundwinkeln: „Und dann werden wir mal sehen, was passiert, wenn’s 1:2 steht.“ Hätte, wäre, wenn – Dinge, die im Sport nichts bringen, auch im Tennis nicht. Die Damen mussten erkennen, dass es für die internationale Spitze noch nicht ganz reicht, auch wenn alle Voraussetzungen gegeben sind. Motto: Spielerinnen wie Lisicki, Görges und Grönefeld müssen es nur auf den Platz bringen.

Leichter gesagt, als getan. Das haben die vielen engen und hart umkämpften Ballwechsel in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gezeigt, als die Tschechinnen meistens das bessere Ende für sich hatten. Die Gelegenheit, es besser zu machen haben die deutschen Damen am 21. und 22. April, wenn es darum geht, den Platz unter den acht besten Tennisnationen zu verteidigen. Und vielleicht ist dann auch die verletzte Andrea Petkovic wieder gesund und zum (Sieges)Tänzchen bereit.

Donnerstag, 2. Februar 2012

VfB vermasselt den Franzosen die Tour(s)

Friedrichshafen - Das, was die Volleyballer des VfB Friedrichshafen am Abend im Achtelfinal-Hinspiel der 2012 CEV Volleyball Champions League in der ZF arena zeigten, war Spitzensport pur. In 95 Minuten fertigte der Deutsche Meister den französischen Pokalsieger Tours VB in 95 Minuten mit 3:0 (29:27, 25:18, 25:21) ab und darf in der kommenden Woche vom Viertelfinaleinzug träumen. 


Lediglich im ersten Satz hatte der VfB eine kleine Schwächephase. Nachdem die Hausherren über 3:0 - Auszeit Tours - 8:3 und 14:9 bereits wie der sichere Sieger des ersten Durchgangs aussahen, sorgte der Kolumbianer Gala mit krachenden Aufschlägen für den 14:14-Ausgleich. Bis in die Schlussphase blieb der Durchgang eng, der VfB hatte beim 24:22 zwei Satzbälle. Plötzlich standen sich VfB-Diagonalangreifer Oliver Venno und Zuspieler Juraj Zatko im Weg, Tours war zurück im Spiel.

In dieser Szene riss sich VfB-Cheftrainer Stelian Moculescu laut fluchend das Sakko vom Leib und pfefferte es unter seinen Stuhl. Dieser "Wachrüttler" hatte seiner Mannschaft nicht geschadet, mit einem schönen Angriff des Brasilianers Idi und einem Ass des Serben Milos Vemic machte der Gastgeber den Sack zum 29:27-Endstand zu. Längst hatte Moculescu sein Jackett wieder aufgehoben und sichtlich entspannt übergestreift.

Im zweiten und dritten Abschnitt ließen Kapitän Joao José - der über die Mitte wie so oft nicht zu bremsen war - und seine Mitspieler (Foto: Günter Kram) dem französischen Vizemeister keine Chance. Druckvolle Angriffe, eine gut organisierte Feldabwehr und ein konzentrierter Block prägten das Spiel der Schmetterkünstler vom Bodensee. Angefeuert von 3.100 begeisterten Fans setzte sich der Champions League-Sieger von 2007 am Ende hochverdient durch. "Das war Volleyball vom Feinsten. Glückwunsch ans Team", lobte Moculescu.

Ob es zum Weiterkommen reicht, wird sich in der kommenden Woche beim Rückspiel in Tours zeigen. Der Mannschaft des brasilianisch-französischen Übungsleiters Mauricio Paes genügt ein Sieg - egal in welcher Höhe - um sich zumindest in den höchst umstrittenen "Golden Set" zu retten. Dieser Entscheidungssatz stünde dann nach Spielende aus, um über die Vergabe der Viertelfinal-Tickets zu entscheiden. Es wäre dem VfB zu gönnen, diese Lotterie zu verhindern. Er müsste eigentlich "nur" so spielen wie heute Abend.