Mittwoch, 30. März 2011

Der „böse Bube“ zeigt sich von seiner witzigen Seite

Friedrichshafen - Sonntagabend 17.45 Uhr, Bodensee-Center Friedrichshafen: Rund um das „Cineplex“ geht es relativ ruhig zu. Auch die Plätze in einem Fast Food Restaurant sind nur spärlich besetzt. Vor dem Eingang zum Kino sind Radio 7-Fahnen zu sehen, der Treppenaufgang ist ebenfalls mit Bannern des privaten Hörfunksenders verziert. Im Foyer des „Cineplex“ ist schon mehr los, einige Besucher warten geduldig.

Bis 18 Uhr sollen es 200 Ausgewählte sein, die Karten für die auf 18.30 Uhr angesetzte Vorstellung gewonnen haben. Gezeigt wird nicht etwa „Iron Man 2“, „vincent will meer“ oder „Robin Hood“, sondern ein Konzert. Aufgezeichnet am 28. Januar, im MV, dem Märkischen Viertel in Berlin-Reinickendorf. Sido aus „seinem Block“ und das als „MTV Uplugged“. Damit ist der 29-Jährige erst der zweite deutsche Hip-Hop-Künstler, der nach den „Fantastischen Vier“ vom Berliner Musiksender für dieses Konzert ausgewählt wurde. Doch der Vorhang bleibt noch zu, die Crew von Radio 7 teilt mit, dass der Künstler noch unterwegsist. Er steht zur gleichen Zeit irgendwo im Stau, ist mit dem Auto aus der Bundeshauptstadt an den Bodensee unterwegs. Damit den gespannten Zuschauern das Warten leichter fällt, gibt es eine Runde Eis für alle.

Schließlich wird der Film um 19.30 Uhr eingelegt, der Kinosaal verdunkelt sich. Vom „Mann mit der Maske“, der diese inzwischen abgelegt hat, noch immer keine Spur. Nur auf der Leinwand ist Sido zu sehen, brav gescheitelt mit Brille, schwarzem Hemd und türkisgrüner Krawatte. Mitgebracht hat er eine Schar von Musikern, einer trommelt auf Farbeimern aus Plastik zum Klang von Gitarre, Klavier oder Blechinstrumenten. „Der Typ verdient sein Geld in New York damit“, charakterisiert der Berliner den Trommler. Nach knapp 90 Minuten ist das „MTV Unplugged“ vorbei, der Vorhang fällt. Mit dabei sind neben seiner Verlobten Doreen, auch Adel Tawil von „ich & ich“, Stefan Remmler – mit dem Sido „Da, Da, Da“ performt – und Kurt Krömer. Die Lieder sind bekannt, die Texte gehen unter die Haut. Dabei stören auch die harten Schnitte zwischen den verschiedenen Songs nicht. Um 21.15 Uhr heißt es, dass Sido in einer halben Stunde da ist. Alle mögen bitte sitzen bleiben, lässt der Musiker persönlich – irgendwo zwischen Bundesstraße und Landstraße – am Telefon ausrichten. Um halb elf ist es soweit, der gebürtige Ost-Berliner ist da. „So, war es schön, hat es euch gefallen“, fragt Sido in die Runde. „Ich war zehn Stunden im Auto“, entschuldigt sich der Rapper.

Für das Konzert wurden acht Kilometer Kabel verlegt, über 1500 Dosen eines Energy Drinks getrunken. Auch Sido ist noch fit, hat zu später Stunde seinen Humor noch nicht verloren. „Für Krischdiena“ sagt eine Autogrammjägerin. „Jetzt ehrlich?“, fragt Sido misstrauisch. „Ihr redet richtig komisch hier unten, wisst ihr das?“. Für jeden Fan nimmt sich der Reise geplagte Zeit, steht für Fotos bereit, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen. Um kurz nach zwölf verlassen die letzten Gäste das Kino. Sido und sein Bodyguard bleiben noch. „Ich möchte noch Robin Hood sehen“, sagt der als PAUL HARTMUT geborene, der einen gelungenen Abend – trotz Verspätung – WÜRDIG abschließt. Und dabei als gut erzogener Junge in Erinnerung bleibt.

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