Berlin - Die Volleyballer der Berlin Recycling Volleys haben die Sensation perfekt gemacht. Sie schlugen vor 7.042 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle Titelverteidiger VfB Friedrichshafen im Play-off-Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft mit 3:1 (17:25, 25:22, 25:22, 25:22) und treffen im Endspiel auf Generali Haching. Erstmals seit 2004 gibt es einen neuen Titelträger - und der Kreis könnte sich für die Berliner schließen.
Denn vor acht Jahren waren sie es gewesen - damals noch als SCC Berlin - die am Saisonende die Meisterschale in die Höhe reckten. Von 2005 bis 2011 war dieses Erfolgserlebnis ausschließlich dem VfB vorbehalten. Und die Mannschaft von Trainer Stelian Moculescu begann im Berliner Hexenkessel gut, war wild entschlossen und gewillt, am kommenden Mittwoch ein Entscheidungsspiel in der ZF Arena zu erzwingen (Foto: Conny Kurth).
Doch es kam - wie in den vergangenen Partien zuvor auch - wieder einmal anders. Nach dem deutlichen 25:17 wirkten Kapitän Joao José und seine Mitspieler mit zunehmender Spieldauer müde und unkonzentriert, die Angriffe wurden nicht mehr konsequent genug abgeschlossen. Die Gastgeber kämpfen und fighteten, holten in der Feldabwehr den einen oder anderen "toten Ball" noch zurück. Und das, obwohl sie bereits früh auf ihren besten Punktesammler Urpo Sivula verzichten mussten, der in der Frühphase umknickte.
Für ihn kam Paul Carroll - Nezugang vom kommenden Finalgegner Generali Haching - in die Partie und wusste sofort zu überzeugen. Er avancierte zum entscheidenden Akteur auf dem Spielfeld beim Team von BRV-Coach Mark Lebedew - er bekam bei den Angriffen das Vertrauen. Carroll rechtfertigte den Zuspruch und münzte ihn am Ende in insgesamt 24 Zähler um - Bestwert der gesamten Begegnung.
Von Bestwerten waren die Schmetterkünstler vom Bodensee weit entfernt, ihnen war die lange und kraftraubende Saison mit dem Tanz auf drei Hochzeiten anzumerken. Moculescu wechselte, versuchte mit Auszeiten den Rhythmus der Hausherren zu stören oder seine Schützlinge mit lauten Worten "aufzuwecken". Es half nichts, der Meister von 2004 spielte seinen so genannten Stiefel gekonnt runter. "Wir haben immer daran geglaubt, dass wir gewinnen können", betonte Lebedew.
„Die Meisterschaft ist für uns zu Ende – so früh wie selten“, musste Stelian Moculescu zerknirscht zugeben. „Jetzt werden wir so viel Presse haben wie selten. Wenn wir gewinnen, ist das ja uninteressant.“ Könnte stimmen, schließlich war die heimische Arena in dieser Saison kein einziges Mal ausverkauft. Vielleicht tut es der Liga gut, wenn mal wieder jemand anders den Titel gewinnt - auch dem VfB Friedrichshafen. Denn der spielte seit 15 Jahren immer an der Leistungsgrenze und hatte keine Kraft mehr, noch einmal darüber hinauszugehen.
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