Friedrichshafen - Vor rund 100 Zuhörern im Häfler Dornier Museum haben drei namhafte Journalisten von ihrer täglichen - und doch alles andere als alltäglichen - Arbeit als Reporter bei Einsätzen auf der ganzen Welt erzählt.
In einer recht lebhaften Diskussionsrunde mit Christoph Plate, stellvertretender Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung in Ravensburg, gaben Daniela Schröder, Michael Stührenberg und Daniel Puntas Bernet (Foto: TS) Einblicke in die Recherche und Vorbereitung eines Projekts und fesselten ihr Publikum mit spannenden Auszügen ihrer Reisereportagen aus Indien, Bolivien oder Mali.
Während der in Paris lebende Stührenberg sich und seine Arbeitsweise als "mitunter chaotisch und ziemlich unstrukturiert" beschreibt, sieht sich die Wahl-Hamburgerin Schröder eher als "Eichhörnchen, das alle Informationen erst einmal sammelt und sich dann die goldenen Nüsse herauspickt". In ihrem Stück über Indien geht es um einen Fabrikanten für Damenbinden - einen "Menstruations-Mann" wie die Autorin scherzte. Dieser Begriff sei zunächst der Arbeitstitel gewesen.
Schließlich erhielt ihr Text, der im Schweizer Magazin "Reportagen" erschienen ist, die Überschrift "Der Mann für die Tage". Dies verriet unter dem Gekicher der anwesenden Gäste Daniel Puntas, der das "Weltgeschehen im Kleinformat" selbst herausgibt. Als ehemaliger Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) habe er ziemlich schnell gemerkt, dass dieser Job auf Dauer nichts für ihn ist beziehungsweise wäre. Deshalb entschloss er sich vor vier Jahren dazu, das Magazin herauszubringen.
Doch bis es soweit gewesen ist, galt es, jede Menge Klinken in der Schweiz zu putzen. "Gute Ideen erfordern eben immer auch das nötige Kleingeld", warf Moderator Plate passend ein. Puntas besorgte sich die Liste der 300 reichsten Schweizer und klapperte diese ab - per Mail, Brief oder Telefon. Nach unzähligen Absagen, gewann er irgendwann Fürsprecher und scharrt mittlerweile ein kleines Team um sich, das von Bern aus arbeitet.
Und Michael Stührenberg, der - neben Geo und vielen anderen - eben auch für "Reportagen" schreibt, hat bereits eine neue Idee im Kopf, für die er noch finanzielle Unterstützer sucht. Dann könnte er wieder das tun, was er am liebsten macht: "Irgendwo (auf der Welt) sitzen und schreiben." Zur Not kürzen Puntas Bernet und seine Mitarbeiter die Ausführungen von mitunter über 70.000 Zeichen eben - zumindest etwas.
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