München – Der FC Bayern München ist
aus seinem großen Traum vom Heimsieg in der UEFA Champions League-Saison
2011/12 unsanft aufgewacht. Am Ende stemmte der FC Chelsea London nach einer
5:4-Nervenschlacht im Elfmeterschießen die silberne Henkeltrophäe in den
Münchner Nachthimmel über der Allianz Arena – und zwar verdient.
Verdient? Ja, richtig gelesen:
verdient. Und zwar deshalb, weil der FC Chelsea eben das Motto beherzigte: „Ein
gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss.“ Während sich die Bayern (Foto: dapd) in ihrem
Wohnzimmer am gegnerischen Strafraum müde liefen und teils beste Chancen liegen
ließen, reichte Didier Drogba und Co. eine einzige Ecke – der Ivorer köpfte in
der 88. Minute wuchtig zum 1:1 ein.
Auf der anderen Seite ergatterten
die Bayern Eckbälle in Serie – am Ende sollten es die „Roten“ auf 20 (!)
Versuche vom Spielfeldeck bringen. Doch das einzige Tor erzielte Thomas Müller
in der 83. Minute und wurde zur „Belohnung“ von Trainer Jupp Heynckes ausgewechselt.
Warum? Das wird das Geheimnis des Hoeneß-Intimus bleiben, auch wenn der
Wadenprobleme beim Nationalspieler diagnostizierte. Interessant, denn bei
seinem Abgang platzten die so müden Muskeln fast – vor Wut.
Auch die Fans hatten oder bekamen
einen dicken Hals: Sie sahen, dass Daniel van Buyten in die Partie kam. Der
Mann, der fast ein halbes Jahr verletzt war. Der Mann, der vor zwei Jahren im
CL-Finale gegen Inter Mailand beim 0:2 ganz alt aussah. Während sich Dauerläufer
Olic weiter bereithielt, deckte der belgische Abwehrhüne beim erwähnten
Standard den Fünfmeterraum ab. Schade, sich um Drogba kümmern wäre besser
gewesen.
In der Verlängerung bekam der FC
Bayern einen Strafstoß, den ausgerechnet der Torjäger von der Elfenbeinküste
verursachte. Wie immer – weil so eingeteilt – trat Arjen Robben an und
verschoss abermals. Schon gegen die Dortmunder hatte Robben, der drei Jahre für
Chelsea kickte, vergeben. Dass Flachschüsse gegen seinen baumlangen Ex-Kollegen
Petr Cech vom Punkt keine gute Entscheidung sind, hätte der 28-jährige
Niederländer wissen können oder müssen.
Und dass dann im Elfmeterkrimi neben
dem bärenstarken Kapitän Philipp Lahm und dem zuvor viel schuldig gebliebenen
Stürmer Mario Gomez nur noch Manuel Neuer – ausgerechnet der Neuer, den einige
Fans nie haben wollten – viel besungene Eier zeigt und im Tor sowie vom Punkt eiskalt
bleibt, ist bezeichnend. Bezeichnend dafür, dass bei den Bayern einiges schiefläuft
– und zwar gewaltig.
Bastian Schweinsteigers Versuch
an den Pfosten war allerdings Pech und kein Unvermögen. Der Fehlschuss des so
oft nicht berücksichtigten Ivica Olic leider zu erwarten. Die geschlagenen
Helden sollten eben – vor allem, wenn es darauf ankommt – nicht nur von „Mia
san mir“ reden, sondern (wieder) so spielen. Da helfen auch teure Verstärkungen
nichts, solange jeder „ich für mich“ spielt und taktisch limitierte Spielzüge
das einst so dominante Bayern-Spiel ausbremsen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen