Friedrichshafen - Obwohl sein "Baby" zu Hause in München den 113. Geburtstag feierte, ist Uli Hoeneß tagsüber am Bodensee zu Gast gewesen. An der Zeppelin Universität plauderte der Präsident des FC Bayern München über Klinsmann, Erfolgsstrategien und neue Medien. Rechtzeitig zum Anpfiff des DFB-Pokalknüllers seiner Bayern gegen Borussia Dortmund war er auf seinem Platz in der Allianz Arena.
Zuvor hatte sich der 61-jährige Wurstfabrikant und Geschäftsmann (Foto: ZU) im Rahmen der "ZUtaten - Workshop und Karrieretage in der Zeppelin Universität" viel Zeit für seine Gäste im voll besetzen Foyer am Seemooser Horn genommen. Mit strengem Blick und der linken Hand untermalte der gebürtige Schwabe aus Ulm seine Thesen, fühlte sich in der Sitzgruppe richtig "dahoam". Und das nicht nur, weil viele Studierende in Tracht kamen und das Organisationsteam die Tischdecken und Dekoration in bayerischen Farben gestaltet hatten.
"Ein toller Verkäufer seiner Person und ein guter Kommunikator, aber kein Trainer", urteilte Hoeneß über seinen ehemaligen Angestellten Jürgen Klinsmann. "Wir haben uns von dem Hype bei der WM 2006 blenden lassen", führte er weiter aus und gab sozusagen ganz offen einen Fehler in seiner Transferpolitik zu. Nach zehn Monaten war die Ära Klinsmann (1. Juli 2008 bis 27. April 2009) an der Säbener Straße auch schon wieder vorbei. Das kann und wird bei ihm nicht passieren, seit 1970 ist er in verschiedenen Funktionen bei "seinen Bayern" tätig.
Gut, in der Saison 1978/79 spielte er für ein Jahr im Frankenland beim 1. FC Nürnberg, baute sich dort mit einem Geschäftspartner eine Wurstfabrik auf, die heute von seinem Sohn Florian geleitet wird. Es gebe und gibt noch so viel zu erzählen über den Mann, der 1982 als Einziger einen Flugzeugabsturz überlebte. Aber: Die Zeit drängte, es gilt, die Machtverhältnisse im deutschen Fußball wieder zurechtzurücken. Und das mit Hilfe eines ZU-Studenten, denn Rupert von Bülow wurde für seine freche Bitte nach einer Karte belohnt.
"Ich habe keine dabei. Aber Du kannst gerne mit mir nachher nach München mitkommen", sagte der Bayern-Präsident und erntete immer wieder begeisterten Applaus. Und das, obwohl der Weltmeister von 1974 dem einen oder anderen jungen Zuhörer mit seiner Kritik an neuen Medien im übertragenen Sinne vors Schienbein getreten haben dürfte. "Sie müssen aufpassen, dass sie sich nicht kaputt machen lassen von Handys, SMS und E-Mails", appellierte er. Er hatte wohl im Augenwinkel gesehen, dass so mancher in schönster Regelmäßigkeit hektisch tippte und scrollte.
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