Weingarten - Urs Meier hat mit seinem Vortrag "Zwischen den Fronten. Entscheidungen treffen - Mit Druck umgehen" im Best Western Parkhotel für Begeisterung gesorgt. Der 54-jährige ehemalige FIFA-Schiedsrichter schilderte anhand von Beispielen aus "seinem Sport", wie wichtig es ist, sich schnell beziehungsweise überhaupt festzulegen, oder wie er es auf Schwizzerdütsch nennt: "Einen Entscheid zu treffen."
"Eine gute Entscheidung getroffen" hatten auch die rund 50 Gäste des Abends, die der Referent aus der Schweiz in seinen Vortrag der Reihe "Unternehmen Erfolg" in Kopperation mit Schwäbisch Media miteinbezogen hatte. Immer wieder hielt er Beispiele von internationalen Spielen aus seiner Karriere an und ließ das Publikum "einen Entscheid treffen". Zögerlich gingen die Hände hoch, ob es nun ein Tor war oder nicht. "Soviel Zeit hätten sie im Spiel nicht gehabt", erklärt Meier und grinst.
Der ZDF-Regelexperte lebt inzwischen im südspanischen Marbella, entsprechend braungebrannt kam er daher. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt, das Haar saß - wie schon in seiner aktiven Zeit - perfekt und der dunkle Anzug über dem weißen Hemd mit roter Krawatte wirkte ihm auf den gut austrainierten Leib geschneidert. Gut in Form müssen sie auch sein, diese Schiedsrichter. Schließlich laufen sie während eines Spiels bis zu zwölf Kilometer - und das bei einer durchschnittlichen Pulsfrequenz von 160.
In so mancher Partie wäre es nicht so aufregend gewesen, manchmal jedoch viel zu intensiv. Da wurde er auf dem Platz nach angeblichen Fehlentscheidungen belagert oder im Privatleben verfolgt - die englische Presse jagte ihn 2004 bis auf das eigene Firmengelände, Fans bedrohten Freunde und Familienmitglieder. Urs Meier bekam Morddrohungen und über 16.000 Mails, "die mich nicht gerade mit Lob überhäuften".
Es ehrt ihn, dass er selbst in dieser schweren Zeit - Meier hatte England bei der EM ein regelwidriges Tor zurecht aberkannt - nicht zerbrach, mit dem Druck umgegangen ist, eben eine - diese Entscheidung getroffen hat. "Ihr könnt Euch vorstellen, was passiert wäre, wenn Portugal in der Nachspielzeit beim Gegenangriff getroffen hätte." Haben die Portugiesen allerdings nicht, zum Glück. Doch: "Einer pfeift eben immer!"
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