München - „Für mich ist es schon ein Rätsel, wie man einigermaßen unfallfrei Schlittschuh fahren kann“, sagte Ex-Fußballstar Lars Ricken am Startturm des „Red Bull Crashed Ice“ im Münchner Olympiapark, als er den Blick nach unten auf die 353 Meter lange Strecke wagte. Nicht einmal einen Steinwurf entfernt hatte der Ex-Borusse 1997 seinen BVB beim 3:1-Erfolg über Juventus Turin zum Champions-League-Titel geschossen.
Geschossen wurde dieses Mal vor 23 000 Zuschauern nicht, sondern geskatet und das bergab. Der Zielbogen unterhalb der Schwimmhalle lag 35 Meter tiefer, fünf Kehren und drei Sprunghügel verlangten den furchtlosen Teilnehmern alles ab. 154 Männer hatten das Abenteuer gewagt, die schnellsten 64 qualifizierten sich für das Finale. Unter ihnen auch drei Jungs aus Lindau: Frederik Schmid, Dominic Mahren und Timo Krohnfoth stellten sich auf 380 Kubikmetern Eis der weltweiten Konkurrenz. Jeweils in Vierergruppen ging es auf die Piste, nach gut 30 Sekunden winkte der Zieleinlauf. Die stärksten Kontrahenten hatte „Fredo“ Schmid in seinem Lauf, der es mit Jasper Felder – dem siebenmaligen Sieger aus Schweden – zu tun bekam. „Ich war bis kurz nach dem Boxsack guter Zweiter“, sagte Schmid, „dann bin ich gestürzt und musste mich hinten einreihen – schade, sehr schade.“ Damit landete die „Nummer 28“ auf dem dritten Rang und schied vorzeitig aus, wurde aber auf Gesamtrang 38 gewertet. Besser machte es Dominic Mahren, der seinen ersten Run als Zweiter ins Tal brachte. „Ich traue ihm alles zu“, wagte Timo Krohnfoth eine mutige Prognose. „Er hat keine Angst vor großen Namen.“ Für Krohnfoth selbst war ebenfalls nach der ersten Runde Schluss, er belegte bei seiner Premiere in München beim „Crashed Ice“ Platz 54. „Ich bin ohne Erwartungen angereist. Dass ich ins Finale gekommen bin, war richtig geil.“ Gut drauf war auch die tosende Menge – 23 000 Menschen hatten sich rund um die Strecke versammelt, auch das eine oder andere bekannte Gesicht mischte sich unters Volk.
Boxerin Regina Halmich, Moderator Kai Pflaume, Eishockey-Legende Erich Kühnhackl oder die beiden DTM-Fahrer Mattias Ekström und Martin Tomczyk mit Lebensgefährtin Christina Surer – sie alle hatten neben Fußballer Ricken sichtlich Spaß. Den hatte auch Motorrad-Akrobat Chris Pfeiffer, der seine Maschine den Kurs hoch und runter jagte. Jagdszenen spielten sich auch auf der Strecke ab, die Teilnehmer schenkten sich nichts. Mahren musste im Achtelfinale ausscheiden, auch weil „ich am Boxsack etwas aus dem Gleichgewicht gekommen bin und starke Fahrer dabei hatte.“ Starke Athleten hatte besonders Kanada nach München geschickt, fünf der acht Halbfinalisten trugen das rote Ahornblatt am Helm. Selbst Weltmeister Martin Niefnecker aus Garmisch schied im Viertelfinale vorzeitig aus, während es im Finale zum Bruderduell Scott gegen Kyle Croxall kommen sollte. Es kam anders, denn Scott leistete sich einen Fehlstart, während Kyle den Finnen Arttu Pihlainen und Lukas Kolc (Tschechien) auf die Plätze verwies. Nach der Siegerehrung rockte „Blumentopf“ den Olympiapark, der Zeuge eines würdigen WM-Auftakts wurde.
Ergebnisse: 1. Kyle Croxall (CDN), 2. Arttu Pihlainen (FIN), 3. Lukas Kolc (CZE), 10. Weltmeister und Vorjahressieger Martin Niefnecker (Garmisch), 29. Dominic Mahren, 38. Frederik Schmid, 54. Timo Krohnfoth (alle Lindau), bester Rookie: Fabian Mels (Rösrath).
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