Montag, 20. Februar 2012

Wenn der Hauptkampf ganz woanders ist

München – Vitali Klitschko hat seinen WM-Titel nach WBC-Version erfolgreich verteidigt. Vor 12.500 Zuschauern besiegte der 40-jährige Ukrainer seinen englischen Herausforderer Dereck Chisora in der ausverkauften Münchner Olympiahalle einstimmig nach Punkten – und das trotz Verletzung. Klitschko hatte sich in der Frühphase des Schwergewichts-Fights einen Teilabriss in der linken Schultermuskulatur zugezogen.


Soweit die nüchternen Fakten. Doch das, was sich hinterher auf der Pressekonferenz abspielte, hatte mit fairem Sport nichts mehr zu tun und blieb vielen Zuschauern verborgen. Chisora ließ sich von Erzfeind David Haye – der im vergangenen Sommer in Hamburg seinen WBA-Gürtel an Wladimir Klitschko verlor – provozieren. Beide stürmten aufeinander los und lieferten sich eine wilde Keilerei.

„Ich werde Dich erschießen“, schrie der 28-jährige Herausforderer in Richtung Haye, der aus der Halle stürmte. Schon beim Wiegen war der „Del Boy“ negativ aufgefallen. Da verpasste der Brite seinem Gegner eine schallende Ohrfeige und spukte vor dem ersten Gongschlag Bruder Wladimir Wasser mitten ins Gesicht. Dafür hagelte es Geldstrafen und harsche Kritik von allen Seiten.

Dass solche Vorkommnisse im Profiboxen nichts verloren haben, ist unbestritten. Sie zeugen von fehlender geistiger Reife und „mangelndem Respekt“, wie es der Jüngere der beiden Klitschkos beschrieb. Dabei hatte Chisora sportlich überzeugen können – also im Ring (Foto: Aron Willers). Er marschierte unentwegt nach vorne, versuchte seinen 13 Zentimeter größeren Gegner zu treffen. Der hatte Mühe, sich zu verteidigen, boxte einseitig – und das nach der Verletzung im wahrsten Sinne des Wortes.

Gerne hätte man einen Vitali Klitschko im Vollbesitz seiner Kräfte gesehen, wahrscheinlich hätte Chisora hinterher dann keinen so großen Kräfteüberschuss mehr gehabt. Aber das werden wir nie erfahren, denn das Klitschko-Management wird einen Rückkampf nicht zulassen. Warum auch? Auf wilde Prügeleien haben die beiden Weltmeister sicher keine Lust. Sollen doch David Haye und Dereck Chisora noch einmal zwischen den Seilen gegeneinander kämpfen – aber bitteschön nur da.

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